0086-773-2853816

Sinterterrassen bei HuanglongDer Nationalpark “Huanglong“ – “Gelber Drachen“ - wurde wie der benachbarte Nationalpark “Jiuzhaigou“ im Jahr 1992 in die Unesco Welterbeliste aufgenom men.

Das Reservat liegt rund 350 Kilometer Luftlinie nördlich von Chengdu und ist Teil des Kreises Songpan in dem Autonomen Bezirk Aba der Tibeter und Qiang und etwa zwei Stunden Autofahrt vom Nationalpark Jiuzhaigou entfernt.
Es befindet sich am Südwestrand des Gebirgszuges Minshan, der sich entlang der Grenze zwischen den Provinzen Sichuan und Gansu hinzieht.
Die geschützte Zone besteht aus einem rund 600 km2 großem Gebiet mit dem Huanglong Tal als Zentralzone und einer etwa 650 km2 großen Pufferzone.

Um zum Nationalpark Huanglong zu kommen, gibt es zwei Möglichkeiten.
Eine ist, mit dem Flugzeug von Chongqing, Kunming oder Chengdu zum Jiuzhaigou- Huanglong Airport - dem mit rund 3450 m über dem Meer gelegenen dritthöchsten Flugplatz Chinas - zu fliegen und dann mit dem Auto oder Bus in etwa einer Stunden bis zum Nationalpark zu fahren. Die Landschaft, die man beim Landeanflug zu sehen bekommt, ist überwältigend. Allerdings kann es passieren, daß der Flugplatz bei schlechtem Wetter geschlossen wird.
Die andere Möglichkeit ist die etwa zehnstündige Autofahrt von Chengdu bis zum Park. Die phantastische Landschaft entschädigt aber reichlich für die lange Fahrzeit.

Dort angekommen, bieten sich einfache, aber saubere und ordentliche Gasthäuser bei der einheimischen tibetischen Bevölkerung oder in allen Kategorien außerhalb des Parkes zur Übernachtung an.

Die alpine Landschaft des Reservats, die von ca. 3000 m über dem Meer am Ausgangspunkt des touristisch erschlossenen Teils bis zu dem 5588 m über dem Meer aufragenden Xuebaoding dem höchsten und ständig von Schnee bedeckten Gipfel des Minshan reicht und im tektonisch aktiven Grenzbereich zwischen Qinghai - Tibet - Platte und dem Sichuan- Becken der Yangtze - Platte liegt, ist gekennzeichnet durch einen Hochgebirgskarst mit glazialer und tektonischer Prägung.

Am Aufbau des Gebietes sind stark gefaltete kalkige und dolomitische Gesteine, Sandsteine und Tonschiefer beteiligt.
Die ursprünglich von Gletschern geprägten Täler wurden durch Kalksinterdämme abgeriegelt, in deren Folge dann zahlreiche, in Stufen hintereinander angeordnete Seen entstanden. Auf diese Art und Weise bildeten sich im Reservat mehr als 2300 große, mittelgroße und kleine Seen.
Viele der Dämme sind die Ursache für wunderschöne Wasserfälle.

China, Sichuan, HuanglongDurch die biologischen, physikalischen und chemischen Prozesse, die sich an den Überlaufstellen der Seen abspielen, aber auch an flachen Hängen über die das Wasser läuft, kommt es zur Ausscheidung von porösen Kalksintern - der Bildung von Travertin. Auf diese Art wachsen die bestehenden Dämme weiter und es können sich auch im Laufe der Jahrzehnte neue bilden.
Pflanzliche Reste begünstigen die Ausscheidung des im Wasser aus den Kalk- und Dolomitgesteinen gelösten Karbonats und werden häufig umkrustest. Das führt dann zu einem besonders raschen Wachtum der Dämme. Durch die gleichzeitige Abscheidung von Limonit [Eisen-3-Oxid] und die Bindung von Tonmineralen kann, je nach Anteil, die Farbe der Travertine von weiß über gelb bis zu braun variieren.

Dieser Prozeß der Travertinbildung an warmen und kalten Quell- und Flußwässern ist weltweit beobachtbar. Die Besonderheit hier und an anderen Stellen in der Region ist aber das Vorkommen im Hochgebirge.
Hier im Nationalpark Huanglong ist die Bildung der Sinterdämme und Seen in klassischer Schönheit zu beobachten.

Die Seen leuchten in Abhängigkeit von der Wassertiefe, den Seesedimenten, der Sonneneinstrahlung und der Umgebung in verschiedenen Farben.
Die vorwiegend gelbe Farbe der Kalksinter gab dem Tal den Namen. Den schönsten Eindruck des sich etwa 3,5km dahin schlängelnden „gelben Drachens“ erhält man vom oberen Ende des etwa 8 km langen Tales.

Auf Grund des kühl-temperierten Klimas mit Durchschnittstemperaturen von -1°C im Winter und 17°C im Juli, der unterschiedlichen Höhenlage, der Hauptniederschläge zwischen Mai und Oktober und der geographischen Breite haben sich nach Höhenstufen gestaffelt, und je nach Hangseite, kaum berührte, unterschiedliche Mischwälder entwickelt, die verschiedene Arten von Tannen, Fichten, Kiefern, Wacholder, Taxus, Teebäumen, Eichen, Ahorn, Rhododendron, Bambus, Orchideen und vieles andere mehr enthalten, von denen einige Arten sogar endemisch sind.
In größerer Höhe treten niedrige Gehölze und alpine Matten auf.

Im Schutzgebiet leben neben seltenen Pflanzen auch vom Aussterben bedrohte Tiere wie der Große Panda, der Sichuan Takin [eine Rinderart], der goldgelbe Stumpfnasenaffe und viele andere sowie unzählige Vogelarten.

Nachdem man die Eintritts-karten gelöst hat, gibt es zwei Möglichkeiten, sich im Park zu bewegen. Die eine ist zünftig zu wandern, auf Bohlenwegen, die man aus Naturschutz-gründen nicht verlassen sollte.
Eine andere Möglichkeit ist die erst jüngst eröffnete Seilbahn, die zum oberen Ende des Parkes führt, da das Wandern auf Grund der Höhenlage für manchen etwas beschwerlich sein kann.

Die Bewohner der Gegend gehören vorwiegend zu den Nationalitäten der Tibeter und der Qiang. Es leben hier aber auch Angehörige der Nationalitäten der Han und Hui.
Sie leben neben der Vieh- und Milchwirtschaft [Yaks] vor allem vom Tourismus, da der Ackerbau [Gerste] im Reservat aus Natur- und Landschaftsschutzsgründen immer mehr zurückgedrängt wird.

Die Qiang und die Tibeter hängen der Bönpo Religion und dem tibetischen Buddhismus in seinen verschiedenen Spielarten an. Dazu gehört die immer noch aktuelle Verehrung der schneebedeckten Berge als Gottheiten. Auch gilt das Wasser des Tales mit seinen Kalksintern als heilig.
Aber auch den Han- Chinesen war die Gegend mehr als nur eine schöne Landschaft. Davon zeugen die zum Teil noch erhaltenen und erst jüngst wieder renovierten Reste von drei Tempelanlagen aus der Mingperiode. Ursprünglich sollen es daoistische Tempel gewesen sein.

Vor dem Huanglong Tempel am oberen Talende befindet sich die Huanglong Höhle. Die drei sitzenden Buddhastatuen in ihr, die ebenfalls aus der Mingperiode stammen, sind inzwischen dick mit Kalksinter bedeckt.

In der Region gibt es eine Reihe weiterer sehenswerter Naturreservate, die man sich nicht entgehen lassen solte.

[© china-entdecken.com Gert Wiemeier]