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Erste Ergebnisse der Volkszählung in China

Im Vorfeld der 6. Volkszählung in China seit der Gründung der Volksrepublik [1953, 1964, 1982, 1990, 2000 fanden Zählungen statt] war besonders im Ausland viel über deren Akzeptanz in der Bevölkerung spekuliert worden. Aber derartige Akzeptanzprobleme sind ja kein spezifisch chinesisches Problem, sondern ein allgemein menschliches. Denken wir nur an die seit biblischen Zeiten bekannten Widerstände oder gar an das, was sich in der Geschichte der BRD abspielte.

Sicher hat die Verweigerungshaltung von Bürgern Einfluß auf die Zahlen, aber sicher nicht in dem Umfang, daß die jetzt vorliegenden Zahlen, als nicht aussagekräftig eingestuft werden müßten, wie in westlichen Medien kolportiert wird. Denn es gibt zahlreiche Möglichkeiten die Zahlen zu prüfen.
Eine gewisse Unschärfe ist nie zu vermeiden, dessen sind sich die Statistiker [weltweit] aber bewußt und können damit leben.

Am Donnerstag, den 28. April 2011 wurden die ersten offiziellen Ergebnisse der Volkszählung, die Anfang November 2011 durchgeführt wurde, durch das staatliche Statistikamt bekanntgegeben.

Demnach gibt es mehr als 1,3397 Milliarden Menschen in China, die in etwa 401,52 Millionen Haushalten leben.
[Für das Jahr 2000 waren 1,2658 Milliarden Bürger, für 2005 etwa 1,3015 Milliarden, für 2006 etwa 1,31 Milliarden, für Ende 2008 etwa 1,328 Milliarden und für Ende 2009 1,335 Milliarden Menschen veranschlagt worden]

Von den 1,3397 Milliarden Menschen sind 51,3 Prozent männlichen Geschlechts und 48,7 Prozent weiblichen Geschlechts.

Während das natürliche Geschlechterverhältnis von Neugeborenen etwa 1050 Knaben zu 1000 Mädchen beträgt, lag dieses Verhältnis für China im Jahr 2000 bei 1192 und regional sogar bis zu 1350 männlichen zu 1000 weiblichen Neugeborenen. Basierend auf der Volkszählung im Jahr 2010 hat sich das Verhältnis verändert und liegt bei 1180 männlichen zu 1000 weiblichen Neugeborenen. Dies sei zwar immer noch nicht im normalen Rahmen, aber bereits besser als noch vor fünf Jahren, so Ma Jiantang Leiter des Staatlichen Statistikbüros.

Das Bevölkerungswachstum hat sich verlangsamt: Seit 2000 stieg die Zahl der Chinesen um 5,84 Prozent oder 73 Millionen. In dem Jahrzehnt 1990 bis 2000 war die Bevölkerung noch um 11,7 Prozent gewachsen.

Das Wachstum der einzelnen Nationalitäten in China ist unterschiedlich. Die sogenannten nationalen Minderheiten wuchsen gegenüber der Gruppe der Han-Chinesen, prozentual gesehen, stärker, was aber nicht erstaunlich ist, da für diese Volksgruppen keine Ein-Kind-Politik gilt.

Heutzutage ist allerdings nicht mehr so sehr das unkontrollierte Wachstum der Gesamtbevölkerung das vorrangige Problem, sondern das sich auch schon in China zeigende Problem der meisten Industrieländer - die Veränderung der Altersstruktur.
Der Anteil der über 60-Jährigen stieg im Vergleich zum Jahr 2000 um 2,93 Prozentpunkte auf 13,26 Prozent. Dagegen fiel der Anteil der unter 14 -Jährigen um 6,29 Prozentpunkte auf nur noch 16,6 Prozent. Diese Zunahme der Zahl älterer Menschen bzw. die Abnahme der Zahl jüngerer Menschen soll ein landesweiter Trend sein, also auch bei den nationalen Minderheiten beobachtbar sein. Besonders spürbar wird er jedoch in den entwickelten Küstenregionen und den Metropolen.
China wird an der grundlegenden Familienplanungspolitik festhalten. Allerdings soll nach einer sorgfältigen Auswertung der Ergebnisse der Volkszählung die Familienplanungs- und Bevölkerungspolitik angepaßt und eine ausgeglichenere Entwicklung der Staatsbevölkerung gefördert werden.
Wegen der hohen Kosten für Wohnraum und Ausbildung wünschen sich viele Städter heutzutage oft nur noch ein Kind - oder gar keins mehr.

Mehr als 665,57 Millionen Menschen leben in Städten, das sind mit rund 49,7 Prozent fast die Hälfte der Gesamtbevölkerung. Bei der letzten Volkszählung vor zehn Jahren waren es erst 36,1 Prozent gewesen. Auch wenn die Zahlen angeblich nicht direkt vergleichbar seinen, da es unterschiedliche Zählweisen bei den beiden Volkszählungen gegeben habe, belegen sie doch eindeutig den allgemeinen Trend der Abwanderung der Landbevölkerung und der Bevölkerung aus den unterentwickelteren westlichen in die entwickelteren Küstenregionen und die Tendenz zur Verstädterung.

Laut Ergebnis der Volkszählung ist die Zahl der Menschen, die seit mindestens sechs Monaten nicht mehr an ihrem „Hauptwohsitz“ – dem Ort ihres "Hukou" leben, in den letzten zehn Jahren um 110 Millionen auf etwa als 261 Millionen gestiegen.

In dieser Zahl sind 242,23 Millionen Menschen enthalten, die zur Kategorie der Wanderarbeiter zählen. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl damit um 5,4 Prozent.

Die Ergebnisse der Volkszählung belegen, daß das Bildungsniveau generell gestiegen ist. Von 100 000 Bürgern haben heute 8 930 einen Hochschulabschluß, 14 032 die Hochschulreife, ohne folgenden Hochschulabschluß. Im Jahr 2000 waren es nur 3 611 mit einem Hochschulabschluß beziehungsweise 11 146 mit Hochschulreife ohne folgenden Hochschulabschluß gewesen.
Beim Mittelschulabschluß ohne weitere Schulausbildung sind es laut der letzten Volkszählung 38 790 Personen pro 100 000 im Gegensatz zum Jahr 2000 in dem es nur 33 960 Personen waren.
Entsprechend sank der Anteil der Personen, die nur die Grundschule absolviert haben, seit dem Jahr 2000 von 35,7 auf 26,8 Prozent.

Die Zahl der Analphabeten (Leute über 15 Jahre alt, die nicht lesen und schreiben können) sank binnen 15 Jahren um 30 Millionen auf heute 4,08 Prozent der Bevölkerung.

Nach Angaben des Statistikamts leben noch immer 26,88 Millionen Menschen unterhalb der „Armutsgrenze für ländliche Regionen“. Als arm werden diejenigen definiert, die 2010 über das ganze Jahr weniger als 1274 Yuan verdienten.
Nach diesem Standard betrachtet soll sich die Zahl im vergangenen Jahr auf dem Land um 9,09 Millionen veringert haben.

Bei der Volkszählung 2010 wurden erstmals auch die auf dem „Festland“ lebenden Taiwanesen, Hongkonger, Macaoer und Ausländer mit erfaßt. Demnach leben mehr als 230 000 Hongkonger, über 20 000 Macaoer, mehr als 170 000 Personen aus Taiwan und zirka 600 000 Ausländer in „Festland China“.
Die meisten Ausländer kommen aus Südkorea, den USA, Japan, Myanmar, Vietnam, Kanada, Frankreich, Indien, Deutschland und Australien.
Laut den Ergebnissen der Volkszählung leben sie hauptsächlich in Guangdong, Shanghai, Beijing und der Provinz Jiangsu. Gründe für ihren Aufenthalt sind Geschäftsführung, Arbeitsverhältnis und Studium.

G.W.

Quellen:

http://german.cri.cn/1565/2011/04/28/1s155988.htm

http://german.cri.cn/1565/2011/04/29/1s156040.htm

http://german.china.org.cn/china/2011-04/29/content_22469493.htm

http://german.china.org.cn/china/2011-04/28/content_22460755.htm

http://german.china.org.cn/fokus/2011-04/28/content_22460902.htm

http://german.china.org.cn/china/archive/lianghui2011/2011-03/01/content_22029780.htm

http://www.ftd.de/politik/international/:volkszaehlung-china-wird-dem-westen-immer-aehnlicher/60045378.html

http://www.berlin-institut.org/online-handbuchdemografie/bevoelkerungsdynamik/regionale-dynamik/china.html

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,726375,00.html

http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/mitmachen-oder-zahlen/

http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,754320-2,00.html

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